Leuchtend bunte Blüten rauschen an uns vorbei, wenn wir unterwegs auf Straßen und Wegen in Schleswig-Holstein sind. Oft nehmen wir die Pflanzen am Wegesrand nicht wirklich wahr und wissen nicht, was wir da eigentlich gesehen haben.
Von Juni bis Oktober stellen wir jeden Monat eine Blütenpflanze vor, an der wir häufig vorbeifahren, deren spannende Eigenschaften wir aber nicht unbedingt kennen.
.... im Juli
Echtes Seifenkraut (Saponaria officinalis): Sanfter (Nacht-)Duft für eine milde Wäsche
Familie: Nelkengewächse
Auch das Seifenkraut findet sich bei uns häufig am Straßenrand und zwar oft in Gräben oder auf Böden, durch die Grundwasser zieht. Seifenkraut ist eine sehr auffällige Pflanze. Es blüht bei uns im Norden erst ab Anfang Juli, wenn die Gräser am Straßenrand schon etwas trockener sind. Dann setzen die kräftigen Pflanzen mit ihren dichten, oft weiß-rosa gefärbten Blütenbüscheln einen weithin leuchtenden Farbakzent.
Die Wildform des Seifenkrautes hat ungefüllte, eher einfarbig weiße Blüten. Es gibt aber Gartenformen mit gefüllten, meist deutlich rosa überlaufenen Blüten, die verwildert auch am Wegrand vorkommen.
Der Name sagt es schon: Das Seifenkraut enthält waschaktive Substanzen (Saponine). Vor allem im Wurzelstock, aber auch in den anderen Pflanzenteilen sind bis zu 5% Saponine gemessen worden. Um dauerhaften Schaum zu erzeugen, reicht es nicht, wie man manchmal lesen kann, wenige Blätter in Wasser zu zerreiben. Erst wenn man eine Seifenkraut-Pflanze mit Wurzelstock ausreißt, den unteren Teil des Stängels mitsamt Wurzelstock mit einer Rosenschere zerschneidet und aufkocht, entsteht eine Lauge, die sich zu Seifenschaum aufschlagen lässt (s. Foto). Waschlaugen aus Seifenkraut wirken sehr mild und können daher teilweise auch von Menschen mit Seifenallergie genutzt werden. Außerdem kann man empfindliche, bzw. historische (Leinen-) Stoffe mit Seifenkrautlauge waschen, ohne sie zu schädigen. Haarshampoo aus Seifenkrautwurzeln lässt sich ebenfalls herstellen, reicht aber nur für eine sehr milde Wäsche.
Früher wurde Seifenkraut auch als Hustenmittel eingesetzt, in höheren Dosen ist die Pflanze aber giftig und sollte daher lieber nicht verwendet werden.
In der Abenddämmerung beginnt das Seifenkraut seinen besonderen Duft voll zu entfalten. Dabei riecht die ungefüllte Wildform ganz anders als die gefüllte Gartenpflanze. Beiden gemeinsam ist, dass der Geruch nichts mit Seife zu tun hat. Der Duft der Wildpflanze ist sehr süß, vergleichbar mit dem von Gartennelken, wie es die Verwandtschaft mit den Nelkengewächsen nahelegt. Die Gartenform riecht deutlich schwächer. Gerüche lassen sich schwer mit Worten wiedergeben. Wer den Duft des Seifenkrautes kennenlernen möchte, kann jetzt im Juli in der Abenddämmerung an den Blüten des wilden oder des gefüllten Seifenkrautes riechen, den Duft auf sich wirken lassen und eigene Beschreibungen (er)finden.
Weiterführende Literatur
Heilpflanzen und ihre giftigen Doppelgänger von Dr. Ursula Stumpf, ISBN 9783440162132
Botanisch-ökologisches Exkursionstaschenbuch von Ruprecht Düll & Herfried Kutzelnigg, ISBN 3-494-01177-X
Für Rezepte zu Seifenkrautwaschmitteln: https://www.kraeuter-buch.de/kraeuter/Seifenkraut.html
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