Blüten am Wegesrand - Das Zottige Weidenröschen

Blüten am Wegesrand - Das zottige Weidenröschen

Leuchtend bunte Blüten rauschen an uns vorbei, wenn wir unterwegs auf Straßen und Wegen in Schleswig-Holstein sind. Oft nehmen wir die Pflanzen am Wegesrand nicht wirklich wahr und wissen nicht, was wir da eigentlich gesehen haben.

Von Juni bis Oktober stellen wir jeden Monat eine Blütenpflanze vor, an der wir häufig vorbeifahren, deren spannende Eigenschaften wir aber nicht unbedingt kennen.

Im September

Zottiges (Rauhaariges) Weidenröschen (Epilobium hirsutum): Apfelduftende Schönheit in Pink

Familie: Nachtkerzengewächse

Das Zottige Weidenröschen ist zur Blütezeit im Sommer nicht zu übersehen: Die Pflanze wird bis zu 1,80 m hoch, steht in vielen feuchten Straßengräben, und die leuchtend rosa bis purpur gefärbten, großen Blüten springen sofort ins Auge. Wer sich die Blüten genauer anschaut, entdeckt auffällig große, weiße Narben mit 4 wie ein Stern ausgebreiteten Narbenästen, die weit aus der Blüte herausragen. Wegen dieser wunderschönen Blüten, die sogar bei Regen geöffnet bleiben, wurde das Zottige Weidenröschen gelegentlich als Zierpflanze angebaut.

In England kennt man das Zottige Weidenröschen unter dem Namen Codlins-and-Cream, was wörtlich übersetzt Äpfel mit Sahne heißt. Codlins sind kleine, eher saure, alte Apfelsorten, die nur gekocht oder gebacken schmecken. Wenn man diese Äpfel anschneidet, zeigt sich eine Rosafärbung, die an die Blütenfarbe des Weidenröschens erinnert.

Vor allem der Stängel, aber auch die Blätter des Rauhaarigen Weidenröschens sind dicht bzw. filzig behaart, sodass sich die Pflanze kühl anfühlt. Die Drüsenhaare und Nadelkristalle in den Pflanzenzellen sorgen dafür, dass die Art vom Weidevieh nicht gefressen wird. Dieser Fraßschutz hält die Raupen verschiedener Schmetterlinge allerdings nicht davon ab, das Weidenröschen als Futterpflanze zu nutzen.

Auch blütenökologisch ist das zottige Weidenröschen interessant, denn es wurde früher für Kleidung und Textilien genutzt: Die Blütenblätter sitzen am Ende eines langen Fruchtknotens, der fast wie eine Tannennadel aussieht und der sich zu einer 9 cm langen Fruchtkapsel entwickeln kann. Wenn die Fruchtkapsel aufspringt, entlässt sie Samen mit langen Haaren. Die Samen werden vom Wind oder über das Wasser verbreitet. Sie können mehrere Wochen lang schwimmen, bis sie angeschwemmt werden und keimen. Im 18. Jahrhundert nutzte man die Samenhaare des Weidenröschens, um damit Bettdecken und Polster zu stopfen. Sogar Dochte und kleine Stricke wurden aus den Samenhaaren hergestellt. Verspinnen lassen sich die Haare nicht, mit Baumwolle vermischt wurden sie aber wohl in Socken und Handschuhe hineingewebt.

Das Zottige Weidenröschen wird zwar in manchen Rezepten als Zutat für Gemüsegerichte und zur Deko auf Salaten angegeben, und aus den Blättern wird der in Russland beliebte Kaporie-Tee gekocht, bedenkenlos empfehlen lässt sich die Pflanze aber nicht. Vor der Anwendung als Heilkraut wird gewarnt, denn das Zottige Weidenröschen soll eher gesundheitsschädlich wirken. Es gibt Berichte, die besagen, dass es nach dem Genuss des Zottigen Weidenröschens schon zu Vergiftungserscheinungen mit Krämpfen gekommen sein soll. In der Volksmedizin werden manchmal einer anderen Art - dem Kleinblütigen Weidenröschen - Heilkräfte nachgesagt. Für das Zottige Weidenröschen dagegen sind keine Heilwirkungen bekannt.

Zum Schluss noch ein Test für Menschen mit feiner Nase: Die Namen Codlins and Cream (Äpfel mit Sahne) oder auch Apple-Pie (Apfelkuchen) trägt das Weidenröschen möglicherweise nicht nur aufgrund seines Aussehens. Wenn leichter Wind über die oberen Pflanzenteile streicht oder man die oberen Blätter zerreibt, soll die Pflanze nach (warmen) Äpfeln oder Apfelkuchen riechen. Jetzt in den letzten Sommertagen kann jeder selbst testen, ob er diesen Apfelduft beim Rauhhaarigen Weidenröschen wahrnehmen kann.

 

 

Literatur & Links

Was blüht denn da? von Margot Spohn und Dietmar Aichele, ISBN 978-3-440-11490-2

Gesundheit aus der Apotheke Gottes von Maria Treben, ISBN 3-85068-090-8

https://www.pflanzen-vielfalt.net/wildpflanzen-a-z/%C3%BCbersicht-r-z/weidenr%C3%B6schen-zottiges/

http://www.botanical.com/botanical/mgmh/w/wilher23.html

https://chestofbooks.com/flora-plants/weeds/Wild/Willow-Herb-Codlins-And-Cream-Apple-Pie-Plant-Rose-Bay-Epilobium.html

http://naturalmedicinalherbs.net/herbs/e/epilobium-hirsutum=codlins-and-cream.php

 

Ute Hörcher - Spannbrück - 24409 Gulde - 04642-2949

 

 

 

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