Das alte Jahr liegt hinter uns – Zeit für Rückblicke, aber auch für Zukunftspläne. Ist es nicht schön, Wünsche und Hoffnungen zu hegen, Pläne zu machen oder einfach gespannt zu sein, was uns 2016 an neuen Erfahrungen und Erlebnissen bescheren wird?
Der Sommer 2015 im Süden Deutschlands – Hitze und Trockenheit (fast) ohne Ende, bei uns im Norden ausreichend Regen ohne intensive Sommer-Sonnenerinnerungen.
Vielleicht erhaschen wir ja in diesem Sommer etwas mehr Sonne – und können in der Hoffnung darauf einen Kiesgarten planen mit vielen graulaubigen und trockenheitsresistenten Pflanzen, die uns ein mediterranes Urlaubsgefühl auch zuhause geben.
Doch vorerst liefert uns das graue, dunkle Winterregenwetter und fehlender Frost nur ausreichend Anlass zu Unwohlsein und Erkältungen. Auch hier können wir zukunftsweisend ein Erkältungsbeet planen mit den geeigneten Kräutern, um für Krankheiten vorzusorgen oder das Johanniskraut, die Lichtpflanze, im Garten in einer Wildpflanzung ansiedeln.
Die vielfältigsten Themen, Anregungen, Betrachtungen, Informationen und Rezepte sollen Sie auch im neuen Jahr in einem Rundbrief erreichen.
Ebenso werden die Auszüge aus dem Kräuterlexikon von 1766 weiter ihren festen Platz darin erhalten.
Fenchel - die Pflanze des Monats Januar
Der Fenchel ist eine meiner Lieblingspflanzen, nicht nur wegen seiner heilsamen Früchte (Samen), die er in großer Anzahl hervorbringt, sondern die Pflanze ist äußerst dekorativ und ist vielfältig im Garten als Solitär, Hecken- oder als Hintergrund- und Rosenbegleitpflanze im Garten einzusetzen In der Küche dienen Blüten und Samen ebenso wie das Kraut als Gewürz.
Zur historischen Verwendung hierzu der Text aus dem Kräuterlexikon von 1766:
aus Flora Francica Aucta oder vollständiges Kräuter-Lexikon, worinnen aller bekannten aus- und inländischen Kräuter, Bäume, Stauden, Blumen, Wurzeln c. Verschiedene lateinisch- und deutsche Namen, Temperamente, Kräfte, Nutzen, Wirkungen und Präparata gründlich beschrieben werden vormals von Herrn Georg Frank von Frankenau lateinisch herausgegeben, nach gehends ins Deutsche übersetzet und um die Helfte mit mehr als zehentausend Worten vermehrt, auch sonsten verbessert.
(Foeniculum commune, vulgare, vulgare Germanorum)
Gemeiner deutscher Fenchel, Frauenfenchel
Hiervon brauchet man das Kraut, Wurzel, Samen und Blätter, welche warm sind im andern, und trocken im ersten Grad. Sie öfnen, resolviren, treiben Urin, Blähungen, dienen in Brustbeschwerungen, stärken den Magen, das Gesicht, vermehren die Milch, lindern die Rauhigkeit in der Luftröhre, werden vornemlich in Pocken und Masern, ingleichen im Zittern derer Glieder, so von Mercurialibus entstanden, gerühmet, curiren den Stein, das beschwerliche Harnen und Franzosen. Die Wurzel und Samen sind warm im dritten, und trocken im andern Grad, zertheilen die Feuchtigkeiten und die Blähungen. Der Samen verbessert die Purgantia, resolviret die Winde.
Man hat hiervon die überzogenen Samen, das Wasser, welches in Augenkrankheiten dienet, das destillirte Oel, das gemeine Salz.
Zur heutigen Verwendung schreibt die Heilpraktikerin Birgit Andersen:
Naturheilpraxis an der Marienkirche, Flensburg
Vermutlich handelt es sich hier um den wilden Fenchel, bzw. Bitterfenchel, lateinische Bezeichnung Foeniculum vulgare var. vulgare.
Arzneilich wird gleichfalls der Gewürzfenchel, bzw. süße Fenchel, Foeniculum vulgare var. dulce verwendet.
Der Fenchel zählt als Doldenblütler zu den wärmenden, trockenen Pflanzen, sein Geschmack ist süßlich-würzig, sein feines Aroma durchzieht die ganze Pflanze.
In der Heilkunde werden meist die Samen als Abkochung verwendet. Diese haben eine entkrampfende, blähungstreibende und schmerzstillende Wirkung auf die Verdauungsorgane. Fencheltee ist bekannt bei Blähungskoliken und Verdauungsschwäche bei Säuglingen und als Bestandteil in Milchbildungstee.
Außerdem findet Fenchel Anwendung bei Husten und hartnäckiger Bronchitis, hier entfaltet er seine schleimlösende, aber auch entkrampfende Wirkung (als Tee oder Fenchelhonig).
Hildegard von Bingen empfiehlt die Fenchelfrüchte wärmstens als Frohmachergewürz und zur Vertreibung von Fäulnis, Verschleimung und schlechtem Geruch.
Den Fenchel könnten Sie als erste Pflanze in Ihrem zukünftigen Erkältungsgarten einplanen. Mit seiner Höhe von bis zu 2 Metern eignet er sich zur Randbepflanzung.
Süßholz
Mit noch süßerem Aroma und ausladendem hohen Wuchs (leider nicht so dekorativ) empfehle ich die Süßholzpflanze bei Husten und Erkältung, die wir bereits im Rundbrief vom Januar 2015 vorgestellt haben.
Bei dieser winterharten Pflanze wird ausschließlich die Wurzel verwendet. Bis sich ein erntefähiger Wurzelstock mit vielen Ausläufern entwickelt hat, vergehen mehrere Jahre.
Angebaut wird Süßholz vorzugsweise in wärmeren Regionen wie Süddeutschland und dem Mittelmeergebiet.
Den Lakritzgeschmack, das Aroma dieser Wurzel kennt jeder, als Heilmittel ist sie den meisten unbekannt. Erhältlich ist die bleistiftdicke Wurzel getrocknet in Kräuterläden und Apotheken. Um das süßliche Lakritzaroma pur zu genießen, wird die Wurzel ausgekaut. Wurzelschnitzel können auch als Tee aufgebrüht werden. Wer das Aroma mag, verwendet sie in Erkältungszeiten, denn die Wurzel enthält antibakterielle und antivirale Wirkstoffe. So wurde z.B. in Untersuchungen eine Wirkung gegen das Bakterium Helicobacter pylori, einen Verursacher von Magengeschwüren sowie gegen den Herpesvirus nachgewiesen.
Als altes Hausmittel hilft die Wurzel bei Husten und asthmatischen Beschwerden, indem sie den Schleim verflüssigt und für Reizlinderung sorgt.
Erste Wildkräuter
Noch ist es nicht richtig spürbar, aber die Tage werden wieder länger und das Pflanzenwachstum angeregt. Bei frostfreier Witterung können wir auf erste Kräutersuche gehen: Blättchen vom Spitzwegerich, Löwenzahn, Gundermann, Knoblauchrauke und Sauerampfer sind ebenso zu ernten wie wintergrüner Kerbel, die Barbarakresse oder Löffelkraut und Pimpinelle aus dem Kräutergarten. Ergänzt werden kann das Ganze mit Petersilie aus dem Gewächshaus.
Unsere Ernte können wir mit grünem Salat mischen oder in der Suppe verarbeiten.
Empfehlenswert ist auch folgendes Rezept, welches zu Pasta, aber auch auf Brot schmeckt.
Salsa verde aus Wildkräutern
100 g Wildkräuter
2 Knoblauchzehen
4 Scheiben Toast- oder Weißbrot ohne Rinde
2 EL eingelegte Kapern ( Glas )
Ca. 120 ml Olivenöl
Salz, Pfeffer, Chili
gemahlener Kreuzkümmel nach Wahl
Kräuter verlesen, grobe Stiele entfernen und die Blätter grob hacken. Knoblauch würfeln. Brot in Würfel schneiden.
Alle vorbereiteten Zutaten zusammen mit den Kapern in einer Küchenmaschine fein pürieren. Öl langsam dazu gießen und untermischen. Sauce mit Salz, Pfeffer, Kreuzkümmel und Chili abschmecken.
Räuchern
Zum neuen Jahr möchte ich Sie an meinen beiden Lieblings-Räucherkräutern teilhaben lassen. Wenn ich in der dunklen Jahreszeit nach Düften suche, wähle ich gerne die Cistrose (Labdanumkraut), die mir ein Gefühl des Nachhausekommens vermittelt. Bei dem Duft verräucherter Engelwurzsamen erlebe ich dies ähnlich.
Besonders die Cistrose ist einfach zu verräuchern, da sie harzhaltig ist. Einmal angezündet (in einem feuerfesten Schälchen) räuchern die Blätter einige Zeit vor sich hin und geben ihren umhüllenden Duft frei. Für die Engelwurzsamen ist ein Räucherstövchen mit Sieb und Teelicht ratsam. Der Vorteil eines eigenen Stövchens besteht darin, jederzeit selbst gesammelte und getrocknete Kräuter darin ausprobieren zu können.
Schicken Sie einen frankierten und adressierten Rückumschlag (0,90 €) an
Kräuter und Stauden Hasbach, Seeblick 7, 24860 Klappholz und ich sende Ihnen eine Probe zu (ab Ende Januar).
Mein Tipp, wenn Sie darüberhinaus an dem Thema Interesse haben:
Die Duburg Apotheke in Flensburg bietet eigene Räuchermischungen und Kurse an. Näheres finden Sie unter www.duburg-apotheke.de
Für das neue Jahr sende ich allen herzliche Grüße und schließe mich mit meinen Wünschen folgendem Neujahrsgedicht an: Ulla Hasbach
Zum neuen Jahr
Zum neuen Jahr ein neues Herze,
ein frisches Blatt im Lebensbuch.
Die alte Schuld sei ausgestrichen
und ausgetilgt der alte Fluch.
Zum neuen Jahr ein neues Herze,
ein frisches Blatt im Lebensbuch!
Zum neuen Jahr ein neues Hoffen!
Die Erde wird noch immer wieder grün.
Auch dieser März bringt Lerchenlieder.
Auch dieser Mai bringt Rosen wieder.
Auch dieses Jahr lässt Freuden blühn.
Zum neuen Jahr ein neues Hoffen.
Die Erde wird noch immer grün.
Friedrich Karl von Gerok (1815-1890)